Basiskurs interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen

Kursreihe zum Erwerb beruflicher Handlungskompetenzen für die interkulturelle und interreligiöse Bildung und Erziehung in pädagogischen Arbeitsfeldern

Modul 1: „Gut zu wissen!“


Der gesetzliche Auftrag für interkulturelle und interreligiöse Bildung und Erziehung

Wir beschäftigen uns in diesem Modul mit den gesetzlichen Grundlagen und Voraussetzungen für die interkulturelle und interreligiöse Bildung in Schulen und sozialpädagogischen Bildungseinrichtungen.

Dabei geht es um die Verankerung der demokratischen Rechte bezogen auf die Religions- und Meinungsfreiheit im Grundgesetz und in nachfolgenden Gesetzen.

Außerdem gehen wir der Frage nach, inwiefern der Erwerb entsprechender Kompetenzen in der Ausbildung von Pädagog*innen vorgesehen ist und welche Bedeutung sie für die Praxis besitzen.

  • Das „Recht“ der Familie“ auf Glaubens- und Meinungsfreiheit, freie Religionsausübung und die Erziehung der Kinder im Sinne der eigenen Religion
  • Das Recht des Kindes auf kulturelle und religiöse Bildung
  • Gesellschaftlicher/ politischer Auftrag zur interkulturellen und interreligiösen Bildung und Erziehung
  • Grundgesetz, KJHG, Schulgesetze, Verordnungen und Ausführungsvorschriften zum Thema
  • Entsprechende Passagen aus den Kinder- und Jugendberichten der Bundesregierung
  • Interkulturelle Bildung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 25.10.1996 i. d. F. vom 05.12.2019)
  • Rahmenlehrplan für die Ausbildung von Sozialpädagog*innen für Berlin (FS) und in anderen Bundesländern
  • Bildungsprogramme für Kita und Grundschule (z.B. Berlin)

Umfang des Moduls:  4 UE

Modul 2: „Kaum zu glauben!“

In diesem Modul geht es um die Auseinandersetzung mit Aspekten der eigenen und fremden Sozialisation, um den Austausch über die persönliche Wahrnehmung, um Sympathie und Distanz, um Vorerfahrungen und Vorurteile, Erwartungen und Befürchtungen sowie um die Wertschätzung der jeweiligen innerreligiösen Pluralität.

Wir begeben uns in einen Prozess möglichst unvoreingenommener gegenseitiger Infragestellung, der die Vielfalt säkularer Haltungen im Kontext der Religionen konstruktiv zum Zuge kommen lässt. Wir üben empathisches Zuhören durch Staunen und Nachfragen, um damit gegenseitige Achtung und Respekt zu erzeugen. Wir entdecken Gemeinsamkeiten, Schnittmengen und Unterschiede.

  • Identitätsbildung, Herausbildung eigener Wertevorstellungen
  • Biografiearbeit / Einflüsse, Erziehungssätze
  • Kommunikation über andere Kulturen in der Herkunftsfamilie/ Urteile und Vorurteile
  • Reden über Glaubensüberzeugungen
  • Wertekategorien (kulturell, traditionell, religiös, individuell, säkular, universell…)
  • Lebens – Werte in den Religionen
  • Stärkung der Würde aus neurobiologischer Sicht („Verstand, Vernunft, Gewissen als innerer Kompass“, G. Hüther)
  • Goldene Regel/ Weltethos (Prof. Dr. H. Küng)

Umfang des Moduls: 8 UE

Modul 3: „Gut verstehen!“

Auf der Grundlage entsprechender Fachliteratur wird in diesem Modul ein grundlegendes Verständnis der Begriffe „Religion“ und „Kultur“ erarbeitet.

Wir setzen uns mit den Gemeinsamkeiten und Unterschieden dieser Begriffe auseinander und gehen der Frage nach, inwieweit sich kulturelle und religiöse Praktiken im realen Leben vermischen und wechselseitig beeinflussen.

Im Anschluss daran geht es vertiefend um die Annäherung an die Begrifflichkeiten „inter“- kulturelle und „inter“- religiöse Bildung und Erziehung.

  • Was ist Religion, was ist Kultur
  • Wie unterscheiden sich die Begriffe multikulturell, interkulturell und transkulturell voneinander, was ist darunter zu verstehen
  • Was genau sind interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen
  • Überblickswissen über interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen
  • Exemplarische Vertiefung des Verständnisses für einzelne Kompetenzen anhand praktischer Handlungssituationen

Umfang des Moduls: 10 UE

Modul 4: „Genau hinschauen!“

Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wie geht es nach dem Tod weiter? Jeder Mensch stellt sich in seinem Leben früher oder später diese oder ähnliche Fragen nach dem Sinn des Lebens und versucht, darauf eine persönlich bedeutsame und schlüssige Antwort zu finden.

Auf diese Fragen kennen wir Menschen keine allgemeingültigen und verbindlichen Antworten. Wir sind letztendlich bei der Sinnsuche auf unsere Überzeugungen und unseren Glauben angewiesen. Was uns stärk sind Weggefährten mit gleichen oder ähnlichen Vorstellungen, was uns irritiert sind Menschen, die anders denken oder anders glauben.

Unser Bedürfnis nach Zu- oder Einordnung trifft dort auf Herausforderungen, wo wir uns mit „Unschärfen“, „Vermischungen“ und „Ungewissheiten“ auseinandersetzen und wo wir Ängste aushalten müssen, die sich aus der Konfrontation mit gegensätzlichen und uns in Frage stellenden Überzeugungen speisen.

  • Grundlagen menschlichen Denkens, Begriffs- und Kategoriebildung am Modell der kognitiven Entwicklung von Piaget
  • Menschliche Existenzfragen (Identitätsfrage, Sinnfrage, Finalitätsfrage)
  • die Suche nach Antworten und der Versuch der Einordnung in die Oberkategorien Natur, Kultur und Religion
  • Problematik der Unschärfen, Ungenauigkeiten und des „Nicht-Einordnen-Könnens“
  • Entstehung von Überzeugungen, Wertehaltungen und Glaubensgrundsätzen in homogenen und heterogenen Gruppen
  • Religionsbasiertes Mobbing, Ausgrenzung
  • Grenzen und Möglichkeiten wechselseitiger Akzeptanz, die „Kunst des Zusammenlebens“ als das Begegnen mit Achtung und Respekt, das Aushalten von Verschiedenheit und das Finden von Gemeinsamkeit

Umfang des Moduls: 10 UE

Modul 5: „Kompetent handeln!“

Sie erwerben in diesem Modul Grundlagenwissen zu den wichtigsten Weltreligionen, insbesondere zum Judentum, Christentum und zum Islam, sowie zur in Berlin häufig vertretenen Weltanschauung des Humanismus.

Auch beschäftigen wir uns mit den Begriffen Atheismus und Agnostik. Es werden Gespräche mit Zugehörigen verschiedener Religionen geführt, sakrale Räume besucht und angemessen respektvolle Verhaltensweisen in solchen eingeübt.

Es geht um praktische Erfahrungen und um den Erwerb von Fertigkeiten, die in die Planung, Durchführung und Reflexion interkultureller und interreligiöser Bildungsangebote am beruflichen Einsatzort einfließen können. Außerdem geht es um das Einüben von professionellen pädagogischen Handlungsweisen in Dilemmasituationen.

  • Grundlagenwissen zu den Weltreligionen und Weltanschauungen (Kenntnis und Deutung von Symbolen, religiöse Sprache, Bekleidung, Rituale, Feste und Feiern, Architektur…
  • Gespräche mit Zugehörigen zu Religionen zu ausgewählten Themen, Auseinandersetzung mit spezifischen religiösen Grundüberzeugungen
  • „Knigge“ der Religionen, Besuch sakraler Räume und Verhalten darin
  • Planung und Gestaltung interkultureller und interreligiöser Bildungsangebote (zB. lebendiger, interkultureller Adventskalender, Besuche von Familien mit anderen Religionszugehörigkeiten, Gestaltung von Gesprächsrunden mit Kindern und Jugendlichen zum Thema, Antwort auf Fragen, Umgang mit Konflikten

Umfang des Moduls: 20 UE

Kursorganisation

Zielgruppen:

Fachschulen für Sozialpädagogik o.a.
Sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe
Firmen oder sonstige Einrichtungen

Umfang insgesamt: 52 UE / 7 Tage
Zeit: 09 – 16 Uhr
Ort: ihre Einrichtung vor Ort oder nach Absprache
Kosten: Tagessatz 700,- €
Dozent*innen: aus verschiedenen Kulturen und Religionen
Ansprechpartnerin: Susanne Wittenberg-Tschirch

Module können auch einzeln gebucht oder Ihren Interessen angepasst werden.