Zusatzqualifikation: Fachpädagoge/in für Interkulturelle und Interreligiöse Bildung (Hybrid)

Nur wer den anderen und sich selbst gut kennt, dem ist in tausend Begegnungen Erfolg beschieden (altes chinesisches Sprichwort)

Interkulturalität und Interreligiosität gehören mittlerweile zum Alltag jeder Kita und Schule. Kindertageseinrichtungen und Schulen bilden die gesellschaftliche Diversität in besonderer Weise ab.

Immer mehr Familien mit unterschiedlichen Lebensentwürfen, Wertevorstellungen und Antworten auf die existenziellen Fragen des Seins begegnen einander, sprechen mit – oder übereinander.

Sensibilität und Fachwissen sind erforderlich, um die Lebenswelten der Kinder in den Einrichtungen sichtbar und lebbar werden zu lassen, sowie Angst und Abwertung entgegenzuwirken.

Mehr denn je sind hochqualifizierte Pädagogen/innen gefragt und gefordert, die über grundlegendes Wissen zu kulturellen Themen, sowie Religionen und auch agnostische Weltanschauungen verschiedener Traditionsgemeinschaften verfügen.

Modul 1: Grundlagen und Sensibilisierung für interkulturelle und interreligiöse Pädagogik

Kulturdefinitionen sind schier unendlich, Bildungsansätze in Bezug auf Multi-, Trans- und Interkulturalität, sowie im Bereich der Vielfaltspädagogik und der interreligiösen Bildung komplex und zu Teilen widersprüchlich. Um professionell in diesem Kontext arbeiten zu können, bedarf es zunächst der Orientierung.

Die Entwicklung einer kultur- und religionssensiblen Haltung entsteht in der Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen und (nicht)religiösen Prägung. Nur wer sich selbst gut kennt, sich seiner kulturellen und religiösen Identität bewusst ist, seine Werte und Wertebildung zu reflektieren vermag, dem gelingt die offene Begegnung mit dem anderen.

Welche Rechte den gesetzlichen Auftrag für interkulturelle und interreligiöse Bildung begründen und welche Bedeutung Kultur und Religion in der Gestaltung der lebensweltorientierten Pädagogik spielen, sind weitere Themen dieses Moduls.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Definitionen, Forschungsrichtungen und Bildungsansätze: Kultur, Religion, Vielfalt
  • Interkulturelle und interreligiöse Sensibilisierung
  • Kulturelle und religiöse Prägung / Werte / Normen
  • Gesetzlicher Auftrag für interreligiöse und interkulturelle Bildung
  • Bedeutung der Kultur und Religion in der lebensweltorientierten Pädagogik

Umfang des Moduls:  24 UE

Modul 2: Basiswissen Weltreligionen, Religionssensibilität und Methoden interreligiöser Bildung

Ramadan, Weihnachten, Chanukka, Holy, was ist das eigentlich? Kinder erleben in der Kita unterschiedliche Feste, Rituale, Religionen und bringen vielfältige religiöse Fragen und Vorstellungen in den Kitaalltag ein.

Wenn Kindertagesstätten Orte gelebter religiöser Vielfalt sein sollen, in denen Kinder einen wertschätzenden Umgang mit unterschiedlichen Religionen und Ritualen erfahren und erlernen dürfen, brauchen wir neben religiösem Fachwissen, eine religionssensible Haltung und Methoden interreligiöser Praxis.

Dabei verstehen wir interreligiöse Bildung nicht als Sonderbereich, sondern alltagsintegriert und lebenswelt-orientiert verankert. Durch die fragende, religionssensible Haltung gegenüber Kindern und ihren Bezugspersonen erfahren wir die Vielfältigkeit von Religionen und religiöser Praxis und verhindern vorschnelle Zuschreibungen etc..

Wie wir Kinder in ihren Religionen stärken, sie beim Entdecken anderer Religionen ermutigen und wie wir das methodisch gestalten, sind wesentliche Elemente des Moduls.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Basiswissen zu den fünf Weltreligionen: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
    • Judentum
    • Christentum
    • Islam
    • Hinduismus / Buddhismus
  • Mitweltpädagogik: ein pädagogischer Ansatz, der in der Bewahrung der Schöpfung Religiöses, Spirituelles und Politisch/Gesellschaftliches verbindet.
  • Methoden interreligiöser Bildungsarbeit, wie z.B. Kinderphilosophie und –theologie, Kett Legemethode, Dialogisches Lesen von hl. Schriften für Kinder, Kindermeditation, Kinderyoga, Feste interreligiös gestalten.

Umfang des Moduls:  40 UE

Modul 3: Vorurteilen, rassifizierendem Denken und diskriminierendem Verhalten begegnen

Jede/r von uns besitzt Vorurteile. Sie dienen zur Orientierung in einer komplexen Welt. Es gibt jedoch Vorurteile und Stereotype, die diskriminierend sind. Insofern unser pädagogisches Handeln durch unsere Wertevorstellungen und Normorientierungen beeinflusst wird, ist es umso bedeutsamer, sich bezüglich der eigenen Vorurteile zu sensibilisieren und zu reflektieren.

Der Anti-Bias Ansatz als Grundlage einer vorurteilsbewussten Pädagogik stellt ein Handlungskonzept dar, wie wir Kinder an das Thema Diskriminierung heranzuführen und sie für Unrecht stark machen können. Unterschiedliche Diskriminierungsformen beleuchten wir aus verschiedenen Perspektiven und setzen sie in Bezug zur pädagogischen Arbeit. Die Reflexion des eigenen Sprachverhaltens und wie wir antidiskriminierend sprechen können, sind weitere Inhalte des Moduls.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Vorurteile / Stereotype: Theoretische Grundlagen und Sensibilisierung
  • Anti-Bias Ansatz als Handlungskonzept einer vorurteilsbewussten Pädagogik
  • Rassismus -Antiislamismus – Judenfeindschaft: Entstehung, Grundlagen, Zusammenhänge, individuelle, gesellschaftliche und politische Relevanz, pädagogischer Umgang
  • Antidiskriminierende(s) Sprache und Sprechen

Umfang des Moduls: 32 UE

Modul 4: Diversität/ Pädagogik der Vielfalt

Die Vielfalt in unserer Gesellschaft ist längst Selbstverständlichkeit geworden und spiegelt sich in sämtlichen Bildungseinrichtungen wider. Sie stellt uns pädagogische Fachkräfte vor Herausforderungen, eröffnet jedoch auf vielfältige Art und Weise neue Perspektiven und Möglichkeiten, Demokratie, Respekt und Toleranz zu fördern. Dafür benötigen wir Diversitätskompetenzen und entsprechende Methoden, um fundiert und professionell eine vielfaltsbejahende Pädagogik zu gestalten.

Inhaltliche Schwerpunkte

  • Diversität/Pädagogik der Vielfalt/ Lebensweltorientierung
    • Vielfaltsaspekte der Charta der Vielfalt
    • Diversitätskompetenz entwickeln
    • Pädagogik der Vielfalt: Grundlagen und methodische Umsetzung
    • Vielfalt partizipativ gestalten: Kinderparlament, Minilotsen, etc.
  • Genderbewusste Pädagogik
  • Mehrsprachigkeit: Methoden alltagsintegrierter sprachlicher Bildung zur Wertschätzung der Familiensprache, -kultur und -religion.

Umfang des Moduls: 32 UE

Modul 5: Gestaltung einer religions- und kultursensiblen Erziehungs- und Bildungspartnerschaft

Kindertagesstätten sollen Orte sein, in denen sich Kinder und Erwachsene unterschiedlicher Herkunft, Nationalität, Kultur, Milieu und Religion unbefangen begegnen können. Doch gibt es eine einheitliche Kultur?

Eltern aus dem gleichen Kulturkreis können sich stärker unterscheiden als Eltern, die verschiedenen Kulturen angehören, aber z.B. den gleichen Bildungsgrad haben. Daher ist es unsere Aufgabe kulturelle, religiöse und andere Zuschreibungen aufzuweichen, Grenzziehungen zu reflektieren und Offenheit für die Vielfaltsvariablen zu entwickeln.

Eine fragende religions-, kultur- und milieusensible Haltung schafft Vertrauen, da die individuellen Bedürfnisse, Werte etc. einer Familie im Mittelpunkt stehen. Die Wertschätzung der Familiensprachen, -kulturen und -religionen bauen Ängste ab, stärken die Familien und laden sie ein, sich in den Kitaalltag einzubringen.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Familie: Vielfalt und Pluralität der Lebensformen (Kultur, Religion, Milieu, Lebenslagen etc.)
  • Methoden der kultur- und religionssensiblen Beziehungsgestaltung und Kommunikation
  • Kulturelle Unterschiede erkennen und verstehen
  • Familiensprachen, -kulturen und -religionen im Kitaalltag wertschätzen und sichtbar machen
  • Umgang mit Sprachbarrieren
  • Eltern und andere Bezugspersonen partizipieren

Umfang des Moduls: 16 UE

Modul 6: Religiöse Räume / Sakralraumpädagogik

Religiöse Räume üben auf Kinder eine besondere Anziehungskraft aus. Es scheint, als ob sie die Unterschiede zwischen sakralen und weltlichen Räumen mit allen Sinnen erfassen. Mit ihrer kindlicher Neugierde begegnen sie Gerüchen, sakralen Gegenständen, Kultfiguren, Bildern etc.

Exkursionen zu religiösen Räumen bieten eine gute Möglichkeit, den Bildungsbereich „Soziales und kulturelles Leben“ zu füllen. Lebensweltorientiert wird es dann, wenn die Kinder sich gegenseitig ihre religiösen Räume vorstellen: „Das ist die Moschee, in der ich mit Papa zum Freitagsgebet gehe, das ist die Kirche, bei der ich zum Krippenspiel war, das ist unser Tempel, da bringen wir immer Ganesha (Elefantengott) seine Lieblingssüßigkeiten“, etc.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Exkursionen zu religiösen Stätten Berlins mit Führung: Synagoge, Kirche, Moschee, Tempel, House of one, etc.
  • Mit Kindern religiöse Räume erkunden und entdecken

Umfang des Moduls: 16 UE

Modul 7: Flucht und Trauma

Seit 2015 und 2022 ist die Zahl der Schutzsuchenden in Deutschland gestiegen. Die pädagogischen Fachkräfte helfen Familien mit Fluchthintergrund in Deutsch-land anzukommen. Die Kinder sollen einen guten Start haben und von frühkindlicher Bildung profitieren.

Um Eltern und Kinder vom ersten Tag in der Kindertageseinrichtung gut zu betreuen, braucht es entsprechendes Basiswissen zu den Themen Trauma, Flucht, Migration und Kompetenzen, wie mit Kindern und Eltern über Fluchterfahrungen gesprochen werden kann.

Da die pädagogischen Fachkräfte häufig Vertrauenspersonen für geflüchtete Familien sind, ist ein weitreichendes Netzwerkwissen notwendig, um Eltern und Kinder bezüglich weiterer Unterstützungs- und Hilfsangebote beraten zu können.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Grundlagen Flucht, Fluchtgründe, Fluchtbewegungen
  • Flucht als traumatische Erfahrung
    • Sensibler Umgang mit Eltern und Kinder mit Fluchterfahrungen
    • Beratungs- und Hilfsangebote für Eltern und Kinder
  • Medien und Kinderbücher zum Thema Flucht und Migration
  • Mediale Angebote für pädagogische Fachkräfte

Umfang des Moduls: 8 UE

Modul 8: Multiplikator/in für interkulturelle und interreligiöse Bildung

Mit einer Zusatzqualifikation geht häufig die Rolle des/der Multiplikator/in einher. Die qualifizierte Fachkraft ist innerhalb des Teams für die Umsetzung der Themen der Weiterbildung verantwortlich.

Wie diese Rolle ausgefüllt werden kann, welche Methoden es gibt, um das Team für die Themen Kultur, Religion und Vielfalt zu gewinnen, ist wesentlicher Bestandteil des Moduls.

Des Weiteren werden Teambuilding Methoden vorgestellt, um in interkulturellen, interreligiösen und mehrsprachigen Teams das Vielfaltspotential zu entfalten und für die pädagogische Arbeit zu nutzen.

Inhaltliche Schwerpunkte:   

  • Rolle als Multiplikator/in
  • Methoden der Teamsensibilisierung (interkulturell/ interreligiös)
  • Ressourcen eines interkulturellen, interreligiösen und mehrsprachigen Teams erkennen und Potenziale entfalten

Umfang des Moduls: 8 UE

Modul 9: Abschluss

Im letzten Modul präsentieren die Kursteilnehmer/innen entweder allein oder in einer Kleingruppe ein interkulturelles/interreligiöses Projekt, das sie in den letzten Monaten der Weiterbildung in ihrer Praxiseinrichtung geplant und durchgeführt haben. Die Projektideen können sich auf die konkrete Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, auf die Umsetzung interkultureller/interreligiöser Themen im Team oder die Gestaltung der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft beziehen.

Im kollegialen Austausch diskutieren und reflektieren die Teilnehmer/innen über die Herausforderungen, Erfahrungen und Methoden der interkulturellen/interreligiösen Bildungsarbeit und erproben sich dabei in Ihrer Rolle als Multiplikator/in.

Durch die Präsentation der unterschiedlichen Praxisprojekte entsteht zugleich ein Ideenpool, der am Ende allen Teilnehmer/innen zur Verfügung gestellt wird.

Umfang des Moduls: 8 UE

A: Kursorganisation – Hybrid

Zielgruppen:

  • Erzieher/innen
  • Pädagogische Fachkräfte
  • Kindheitpädagog/innen
  • Sozialpädagog/innen
  • Quereinsteigende in pädagogische Berufe
  • Lehrer/innen

Umfang insgesamt:    184 UE / 23 Tage

Termine:

  • Modul 1: 06.06.2024. / 07.06.2024 / 08.06.2024, Präsenz, 24 UE
  • Modul 2: Juli – Oktober 2024, Selbststudium (ca. 30 Stunden) 40 UE
  • Modul 3: 19.10.2024, Online / 25.10.2024, Präsenz / 26.10.2024 Präsenz/ Selbststudium (ca. 6 Stunden), 32 UE
  • Modul 4: 24.01.2025, Präsenz / Selbststudium (ca.18 Stunden), 32 UE
  • Modul 5: 25.01.2025, Präsenz / Selbststudium (ca.6 Stunden), 16 UE
  • Modul 6: 14.03.2025 / Exkursionen, Online, 16 UE
  • Modul 7: 05.04.2025, Online, 8 UE
  • Modul 8: 23.05.2025, Präsenz, 8 UE
  • Modul 9: 24.05.2025, Präsenz, 10 UE

Ort: Präsenzveranstaltungen – eventus Bildung Campus, Dianastraße 42/43, 13469 Berlin

Kosten: 820,00 € (Trägerrabatt ab 5 Personen 5 %)

Dozent*innen: Nidanur Güccük, Susanne Wittenberg Tschirch, Christine Klarer, Nadia Westerwald und weitere Expertinnen aus verschiedenen Wissenschaften, Kulturen und Religionen

Ansprechpartnerinnen:

Zertifikat:

  • Fachpädagog/in für Interkulturelle und Interreligiöse Bildung“ (Eventus Akademie)

Kurs-Nummer: PIIB 24_01

Flyer zum Download: Qualifizieren Sie sich als Pädagoge/in für Interkulturelle und Interreligiöse Bildung, kurz PIIB